H&M bespitzelt Mitarbeiter – Private Daten von Beschäftigten illegal erhoben und gespeichert

WS/ November 11, 2019/ alle Beiträge, Beschäftigtendatenschutz/ 1Kommentare

Hennes & Mauritz (H&M) ist ein schwedisches Textileinzelhandelsunternehmen mit Unternehmenssitz in Stockholm. H&M beschäftigt weltweit etwa 123.000 Mitarbeiter, davon 13.700 in ca. 460 deutschen Filialen, darunter auch mehrere in Frankfurt.

Auf dem Infoblog der Gewerkschaft ver.di für die Beschäftigten bei H&M wurde am 08.11.2019 ein Beitrag veröffentlicht, in dem u. a. zu lesen ist: Aus internen Mails geht hervor, dass Führungskräfte Notizen aus Gesprächen mit Mitarbeitern machten und Informationen über deren Gesundheit und persönlichen Umständen machten. Dass ein Datenordner mit derartigen prekären Infos über unsere Kollegen*innen existiert und einem internen Kreis von Führungskräften zugänglich war, wurde bereits von der H&M-Deutschlandzentrale bestätigt! … Die pikanten Infos gehen soweit, dass Notizen über das Privatleben der Angestellten gemacht wurden: ob sich beispielsweise jemand scheiden lassen will, oder zu Hause Ehekrach hat! Die Infos stammen aus persönlichen Gesprächen mit Teamleitern.“ Passiert ist die bei H&M in Nürnberg. Dort arbeiten mehrere hundert Angestellte, um das Online- und Telefonbestellgeschäft zu betreuen.

Auf der Internetseite Datenschutzbeauftragter Info wird der Skandal umfangreich unter arbeits- und datenschutzrechtlichen Aspekten bewertet.

Eine praktische Empfehlung aus eigener langjähriger Tätigkeit als Personalrat im öffentlichen Dienst: Gegenüber Vorgesetzten auf keinen Fall Informationen preisgeben, zu denen ich arbeitsvertraglich nicht verpflichtet bin! Wenn ich dies nicht beachte habe ich freiwillig Informationen über mich und meine persönlichen (außerbetrieblichen) Verhältnisse an Beauftragte meines Arbeitsvertragspartners weitergegeben. Diese sind zwar nicht berechtigt, sie ohne meine Zustimmung in Dateien zu speichern. In ihren Köpfen existieren sie aber. Und Vorgesetzte können nicht verpflichtet werden, diese Informationen bei künftigen Personalentscheidungen zu „vergessen“…

 

1 Kommentar

  1. Wunderbar. Bloß nicht menschlich sein. Alle Probleme sind gefälligst zuhause zu lassen. Am Arbeitsplatz wird nur eine fleißige, seelenlose Drohne gebraucht.

    Was soll das für ein Arbeitsklima sein, in dem niemand über seine Probleme, Vorlieben oder überhaupt Persönliches reden sollte, um ja keine präkeren Informationen preiszugeben?

    In Zeiten von BigData ist der Slogan “In der Firma sind wir eine große Familie” wohl überholt…oder wahrscheinlich ersetzt durch: “Wir suchen uns unsere Familienmitglieder anhand BigData-KI-Scoring-Algorithmen aus.”

    Wer immer noch nicht sieht, dass sich die Vorteile von BigData nur für die wenigen eh schon schwerreichen Menschen lohnen, dafür aber komplette Gesellschaften völlig korrumpiert werden, hat seine Freiheit bereits aufgegeben.

    Die Freiheit zu sagen, was einen bedrückt, Gefühle zu zeigen, menschliche Schwächen zuzulassen, ohne dass dies alles bewertet und in Zahlen zum persönlichen Nachteil auf ewig in irgendeiner Cloud gespeichert und unendlich oft ausgewertet wird.

    “Sie haben gestern um 22:30 Uhr noch den Krimi gesehen? Dann sind Sie heute auf der Arbeit nur zu 87% leistungsfähig, sagt Ihr Scorewert. Wir müssen leider 5 Minuspunkte in Ihrer Personalakte vermerken!”
    Schwachsinn? Ja klar! Denn so deutlich würde das niemals kommuniziert werden! Die Kündigung kommt dann bei geringem Punktestand stets überraschend.

    1984 wird immer mehr zur Utopie, denn die dortigen Zustände haben wir teilweise schon längst überholt.

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