„Wir können herausfinden, wer loyal ist“

Datenschutzrheinmain/ März 25, 2013/ alle Beiträge, Beschäftigtendatenschutz/ 0Kommentare

Unter dieser Überschrift hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) vor wenigen Tagen in einem Interview mit einem Datenanalysten veröffentlicht. Dieser arbeitet für eine US-amerikanische Firme, die u. a. auf die Auswertung von E-Mails spezialisiert ist, die von Firmenrechnern aus versandt werden.

Am Ende des längeren Interviews kommt die Frage: „Kann man sich noch selbst schützen?“ Die Antwort: „Man kann wenig tun. Man dürfte keine E-Mails mehr schreiben, keine Telefonate mehr führen und nicht mehr einkaufen gehen. Man könnte eigentlich gar nichts mehr machen. Und es wäre trotzdem wenig erreicht. Banken, Krankenkassen, Stromanbieter haben trotzdem Daten über einen. Als nächstes kommt die elektronische Gesundheitskarte und es gibt viele Arztpraxen, in denen kaum ausreichend Sachverstand für die technische Seite dieser neuen Technologie vorhanden ist. Patientendaten lassen sich unbemerkt von der Straße aus abfangen.“

Einige weitere Aussagen:

  • „Wir können herausfinden, wer loyal ist und wer krumme Dinger dreht, wer bereits innerlich gekündigt hat und wer vielleicht auf Kosten des Unternehmens private Geschäfte führt.“
  • „Je mehr Daten vorliegen, desto einfacher wird es, bisher unbekannte charakterliche Eigenschaften und Verhaltensweisen einer bestimmten Person zu erkennen.“
  • „Wir hatten einmal mit einer Firma zu tun, in der dreißig Prozent der Mitarbeiter entlassen werden sollten. Wir konnten von den Aktivitäten der Mitarbeiter auf ihre Produktivität schließen und unsere Ergebnisse mit den Entscheidungen des Unternehmens vergleichen. Auf diese Weise lässt sich verhindern, dass Unternehmen wichtige Mitarbeiter entlassen, weil sie ihre Arbeit und damit ihren Wert zuvor nicht richtig einschätzen.“
  • „Wenn jemand… sparsam mit seinen Daten umgeht, ist das noch kein Grund für einen Verdacht.“

Orwell’s „Big Brother“ ist ein Waisenknabe gegenüber dem, was heute technisch geht und – so jedenfalls der Datenanalyst im Interview – mindestens in USA auch möglich ist. Ein Grund mehr, sich aus Gründen des Selbst- und Persnlichkeitsschutzes in die Debatten um die Datenschutzgrundverordnung der EU oder um ein Beschäftigtendatenschutzgesetz aktiv einzumischen.

Das Interview ist in Gänze hier nachlesbar: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/bilder-und-zeiten/interview-mit-einem-datenanalysten-wir-koennen-herausfinden-wer-loyal-ist-12124514.html

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