Digitale Überwachung und Kontrolle am Arbeitsplatz – Von der Ausweitung betrieblicher Datenerfassung zum algorithmischen Management?
Zu diesem Thema hat Wolfie Christl, Programmierer, Forscher, Publizist, Erwachsenenbildner und Netzaktivist aus Österreich eine 150-seitige Studie erarbeitet und unentgeltlich ins Netz gestellt. Eine (Pflicht-)Lektüre für betriebliche und gewerkschaftliche Interessenvertreter*innen, auch in Deutschland!
Im Mittelpunkt der Untersuchung stand die Frage: Welche Funktionen und technische Möglichkeiten bietet Software, die Betriebe heute einsetzen können, und wie werden dabei Daten über Beschäftigte verarbeitet?
Bei einigen Fallbeispielen ist nach der Bewertung von Wolfie Christl ein Einsatz in Österreich und Deutschland rechtlich nur schwer vorstellbar. Aber auch gängige Systeme wie Microsoft 365 oder SAP verarbeiten heute in exzessiver Weise Daten. Einschätzungen über die datenschutz- und arbeitsrechtliche Zulässigkeit der dokumentierten Beispiele sind aber weitgehend ausgeklammert und könnten Gegenstand einer Folgestudie sein. Neben neun Fallstudien über am Markt verfügbare Systeme und zwei Fallstudien über Datenpraktiken bei Amazon und Zalando wurde eine Landkarte entwickelt, die einen systematischen Überblick über betriebliche Datenpraktiken und Systeme gibt. Hans Christian Voigt hat als Teil des Projekts eine kleinere Untersuchung auf Basis von Interviews mit BetriebsrätInnen durchgeführt. Ergebnis sind fünf Fallbeispiele über den konkreten Einsatz datenverarbeitender Systeme in österreichischen Unternehmen.
In vier Themenbereichen
- Fallstudien über am Markt verfügbare Systeme;
- Datenpraktiken bei Amazon und Zalando;
- Fallbeispiele aus österreichischen Betrieben sowie
- Landkarte betrieblicher Datenpraktiken und Systeme
werden umfangreich
- technische Möglichkeiten der Überwachung von Beschäftigten und
- ihr Einsatz im unterschiedlichen Arbeitsbereichen
beschrieben und bewertet. Themen sind u. a.
- Überwachung und algorithmische Kontrolle im Callcenter;
- Leistungskontrolle, Betrugserkennung und Videoanalyse in Handel und Gastronomie;
- Analyse, Optimierung und Automatisierung betrieblicher Abläufe;
- Körper- und Verhaltensdaten von Beschäftigten;
- Überwachung von Socialmedia-Aktivitäten von Bewerber*innen und Beschäftigten;
Elektronische Patientenakte: Ganz oder gar nicht
Zwischen dem Bundesdatenschutzbeauftragten und den Krankenkassen bahnt sich ein Rechtsstreit über die elektronische Patientenakte an.
Artikel von Christiane Schulzki-Haddouti veröffentlicht am
9. September 2021, 7:00 Uhr
Die gesetzlichen Krankenkassen drohen dem Bundesdatenschutzbeauftragten Ulrich Kelber mit einer Klage, sollte er weiterhin darauf bestehen, dass alle Versicherten den feingranularen Zugriff auf ihre elektronische Patientenakte erhalten sollen.
https://www.golem.de/news/elektronische-patientenakte-ganz-oder-gar-nicht-2109-159444.html