Videoüberwachung in Hanau: Das Prinzip Hoffnung und die „subjektive Sicherheit“
In einem Bericht und einem Kommentar beschäftigt sich die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 30.11.2018 mit den bisherigen Erfahrungen mit der im Sommer 2018 begonnenen Installation von 28 Videoüberwachungskameras der Polizei.
Im FAZ-Bericht wird die Bewertung der „Offiziellen“ wiedergegeben: „Der Leiter der Polizeidirektion Main-Kinzig, Jürgen Fehler, nannte die Hanauer Videoüberwachung ein ‚Erfolgsmodell’… Die meiste Zeit über werden nach Fehlers Worten die Bilder nicht im Moment der Aufnahme kontrolliert. Werde eine Straftat angezeigt, sichteten die Beamten im Nachhinein die zur Tatzeit aufgezeichneten Szenen und verwendeten die Bilder bei der Aufklärung… Auch der Ordnungsdezernent Thomas Morlock (FDP) zeigte sich zufrieden mit den ersten Erfahrungen. Die Aufzeichnungen gäben ein gutes Bild des Geschehens auf den beiden Plätzen und bewiesen auch, dass Straftaten dort ‚kein Massenphänomen‘ seien. Manche Bürger fühlten sich in der Dunkelheit auf den Plätzen unsicher, obwohl das tatsächliche Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, gering sei. Dieses Empfinden der Passanten, von Fachleuten als ’subjektive Sicherheit‘ bezeichnet, müsse respektiert werden, denn davon hingen Lebensgefühl und Aufenthaltsqualität in Hanau ab.“
Erfrischend offen und etwas abseits des allseits vorhandenen Hypes um die Wirksamkeit von Videoüberwachung schreibt FAZ-Kommentator Jan Schiefenhövel in seinem Kommentar: „So schrecken die Kameras von Straftaten ab und geben den Passanten ein gutes Gefühl. Allerdings gilt das nur für das Areal, das im Blickwinkel der Linsen liegt. Schon hinter der nächsten Ecke könnte einer warten, der einem Übles will. So sollte man von der Überwachung, auch wenn sie auf den beiden Plätzen eine positive Wirkung entfaltet, nicht zu viel erwarten. Wer Rauschgift verkauft, findet dafür immer eine dunkle Ecke. Und Terroristen lassen sich schon gar nicht von Kameras abschrecken, wie sich in London gezeigt hat… Deshalb ist eine immer stärkere Überwachung mit immer mehr Kameras an immer mehr Orten nicht die Lösung aller Sicherheitsfragen. Einem unbescholtenen Menschen ohne böse Absichten sollte mulmig werden bei der Vorstellung, dass man ihn jeden Tag verfolgen kann, von Straße zu Straße, mit einer Kamera nach der anderen. In anderen Ländern ist es schon so weit: In Peking wird das tägliche Leben von 300.000 Kameras erfasst, in Großbritannien von fünf Millionen Objektiven.“