Videoüberwachung: Ein Selbstversuch

Datenschutzrheinmain/ März 5, 2017/ alle Beiträge, Videoüberwachung/ 0Kommentare

Unter dem Titel Videoüberwachung: Blick in den Abgrund hat Kai Biermann in ZEIT ONLINE am 03.03.2017 einen Beitrag über seine persönlichen Erfahrungen mit Videoüberwachung auf dem eigenen Grundstück geschildert. Lesenswert!

Drei Auszüge, die Anreiz zum Weiterlesen sein sollen:

  • „Überwachung ist so einfach. Die weiße, runde Kamera dieses bekannten US-Herstellers aus der Verpackung nehmen, an den Strom anschließen, auf dem Smartphone eine App installieren, das heimische WLAN-Passwort eingeben, in der App den QR-Code auf der Kamera scannen, Kamera befestigen. Das dauert insgesamt nur ein paar Minuten. Schon wacht sie über einen, die Überwachungskamera. Das suggeriert sie zumindest. Eigentlich aber zeichnet sie nur ununterbrochen das Kommen und Gehen vor der eigenen Haustür auf.“
  •  „Alles wird von der Weitwinkellinse erfasst, minutengenau, der Postbote genauso wie die Müllabfuhr. Die kleine Kamera schickt jede Bewegung als Abbild in die große Datenwolke. Registriert sie auch nur das kleinste Zucken vor der Haustür, speichert sie das Davor und Danach. Auf Wunsch schickt sie es anschließend per Mail als kleines Video. Von jedem Ort aus lässt sich dann dank Smartphone in der Hand anschauen, was vor der eigenen Haustür geschehen ist… Natürlich kann man sich mit Hilfe der App auch jederzeit live dazu schalten und sehen, ob der Nachbarshund gerade wieder zugange ist. Oder ihm zubrüllen, er solle bitte woanders hinkacken. Denn ein Mikrofon (und einen Lautsprecher) hat das kleine Ding auch.Das wirkt alles unglaublich praktisch. Und ist doch beängstigend.“
  • „Schon nach wenigen Tagen dann wächst der Gedanke, dass die Kamera, die doch eigentlich Bösewichte aufzeichnen soll, vor allem eines tut: ein Profil des eigenen Lebens erzeugen. Sie schafft ein Gesamtbild des familiären Verhaltens, das es vorher außerhalb der eigenen Familie nicht gab. Nun existieren Bilder, Zeitpunkte, nachvollziehbare Bewegungsmuster und liegen irgendwo auf Rechnern im Internet. Videoüberwachung verhindert keine Taten. Im besten Fall kann sie Dinge speichern und so hinterher bei der Aufklärung helfen. Im schlechtesten Fall wendet sie sich gegen den Besitzer. Nicht nur, weil Einbrecher das weiße Ding an der Wand entdecken und dann eben die Balkontür nehmen. Sondern vor allem, weil man selbst zum Überwachten wird, wenn so etwas vor der eigenen Behausung hängt.“

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