„Digitale Arbeit“ – Kongress der Gewerkschaft ver.di diskutiert über Chancen und Risiken

Datenschutzrheinmain/ September 24, 2014/ alle Beiträge, Beschäftigtendatenschutz, Gesundheitsdatenschutz/ 0Kommentare

Der Kongress fand in der ersten Septemberhälfte in Berlin statt. Ziel des Kongresses war es lt. ver.di, alternative Ansätze für eine ausgewogene Netzpolitik und konkrete Schritte zur Umsetzung des ver.di Konzepts „Gute Digitale Arbeit“ zu finden. Eingeladen waren zum Kongress neben Beschäftigten und betrieblichen Interessenvertretungen auch Vertreter/innen aus der Politik und Wissenschaft sowie IT-Expert/innen wie der Netz-Aktivist Jacob Appelbaum und die Sprecherin des Chaos-Computer-Clubs, Constanze Kurz.

Ein Schlaglicht: Ein Krankenpfleger berichtet von den Möglichkeiten, die digitale Patientenakten bieten, sich schnell und bei einer Verlegung auch über die Stationen hinweg ein Bild von den Erkrankungen, Behandlungs- und Medikationsplänen der jeweiligen Patient/innen zu machen. Er habe aber auch schon das Erstaunen mancher Patient/innen erlebt, die sich gar nicht bewusst seien, welche Daten über sie gespeichert sind. Und er wies auf Datenpannen hin, bei denen diese Daten in der Vergangenheit auch bei großen Krankenhäusern schon öffentlich einsehbar waren.

„Für uns ist klar, dass ein enormer Handlungsbedarf besteht“, sagte der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske in seinem Redebeitrag. Nicht nur die Arbeitswelt verändere sich, sondern der komplette Alltag. „In den Grundrechten geborgen kann sich dann keiner mehr fühlen“. Auf die Frage, welche Herausforderungen im Zuge der DIgItalIsIerung der ArbeIt entstehen, erklärte Bsirske u. a. : „Wir sind konfrontiert mit der Herausforderung digitaler Arbeitslosigkeit, (…), weil zu erwarten steht, dass im Zuge der Automatisierung des Denkens (…) sehr sehr viele Arbeitsplätze verloren gehen werden (…). Zweite Herausforderung: Digitale Prekarisierung. Wir erleben, dass es zu einer Entsicherung von Beschäftigungsverhältnissen kommt, es gibt viel mehr Soloselbstständige, die (…) versuchen, sich in dieser digitalen Welt durchzuschlagen (…), in zum Teil sehr unsteten Entlohnungsverhältnissen, die es zum Teil nicht ermöglichen, ausreichend Rücklagen zu bilden für Zeiten von Arbeitslosigkeit, von Krankheit, von Auftragslosigkeit. (…) Die dritte Herausforderung verbindet sich mit digitaler Kontrolle (…) und dem damit einhergehenden Leistungsdruck. Jeder hinterlässt einen Datenschatten (…), das erhöht die Kontrollmöglichkeiten und es muss darum gehen, hier gegenzusteuern und Beschäftigtendatenschutz in den Vordergrund zu rücken.“ Bsirske verwies auf Beispiele, dass Daten auch heimlich gesammelt und zum Ausspähen von Beschäftigten, Kunden und anderen Personen genutzt werden können. Er forderte einen neuen Gesellschaftsvertrag für die digitale Welt, der auch die Privatsphäre absichert.

Weitere Informationen zum ver.di-Kongress „Digitale Arbeit“ finden Sie unter https://www.verdi.de/themen/recht-datenschutz/kongress/++co++5382d35c-3a61-11e4-a1c5-5254008a33df.

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