Patient*innen-Umfrage zur elektronischen Patientenakte (ePA) in einer Hausarzt-Praxis in Siegen mit eindeutigem Ergebnis 

Gesunde_daten/ September 29, 2020/ alle Beiträge, Gesundheitsdatenschutz, Telematik-Infrastruktur/ 0 comments

  • sich für oder gegen die Nutzung der ePA zu entscheiden,
  • im Falle der Nutzung der ePA werden sie aber keine Möglichkeit haben, den jeweils behandelnden Ärzt*innen nur selektive Zugriffe auf einzelne in der ePA hinterlegte Dokumente oder Dokumentengruppen zu gewähren.

Wilfried Deiß, Inhaber einer hausärztlich-internistischen Praxis in Siegen, hat seine Patient*innen im August und September 2020 befragt, ob sie für sich eine elektronischen Patientenakte (ePA) haben möchten. Die Auswahlmöglichkeiten bei den Antworten waren:

In einem Beitrag auf seiner Homepage hat Wilfried Deiß die Ergebnisse der Befragung am 27.09.2020 veröffentlicht:

  • 4,3% seiner Patient*innen wollen ihre Patientenakte zentral speichern lassen; 
  • 88,4% seiner Patient*innen wollen keine zentrale Speicherung; 
  • 7,2% haben sich enthalten bzw. ungültig gestimmt.

Der Arzt sagt dazu: „Klar, eine Umfrage in unserer Praxis ist keine repräsentative Studie. Dennoch ist das Meinungsbild unserer PatientInnen für mich als Praxisinhaber sehr wichtig.

Das Ergebnis passt gut zusammen mit der Situation Frankreich. Dort gibt es die ePatientenakte schon ein paar Jahre. Patienten müssen AKTIV zustimmen (es gibt dort keine Tricks mit ‚Widerspruchslösung‘ oder ‚Teil-Widerspruchsmöglichkeit‘). Bisher haben erst 500.000 der 67 Millionen FranzösInnen JA gesagt zur zentralen Speicherung ihrer Krankenakte. Und in Frankreich gibt es aktuell zusätzlichen Widerstand, denn Großaufträge zur Speicherung wurden an Microsoft vergeben. Bei uns ist es Bertelsmann-Arvato, wobei in der Regel nicht mitgeteilt wird, bei welchen Anbietern die Krankenkassen ihre Server-Kapazitäten ordern. Zur Erinnerung: Zumindest Diagnosen-Codes (ICD-Diagnosen) werden in Deutschland von allen gesetzlich versicherten PatientInnen bereits seit 2000 gesammelt. Speicherung bisher nur bei der jeweiligen Krankenkasse, inzwischen sind aber die Krankenkassenserver in die ‚Cloud‘ integriert.

Bei der Beantwortung der Frage sind unsere PatientInnen davon ausgegangen, dass die ePatientenakte in der Cloud/Telematik-Infrastruktur FUNKTIONEREN wird und die Verwendung PRAKTIKABEL sein wird. Aber selbst da gibt es noch viele Fragezeichen.

  • Wird das Pleiten-Pannen-Projekt Telematik-Infrastruktur/ eGesundheitskarte in Zukunft Funktionssicherheit, Ausfallsicherheit und Alltagstauglichkeit haben?
  • Wird sich mittelfristig ein medizinischer Nutzen nachweisen lassen, der alle anderen Gefahren und irreversiblen Risiken weit überwiegt?
  • Werden die Gewinner mittelfristig PatientInnen und Ärzte sein oder IT-Industrie sowie ‚Gesundheitswirtschaft‘ und Datenhändler?“

Eine ergänzende Informationen zur Nutzung der EPA in Frankreich, auf die sich Wilfried Deiss in seinem Beitrag bezieht:

Das Internet-Magazin „Der Gesunde Patient“ des Bertelsmann-Arvato-Konzerns – bekannt für seine Lobby-Veröffentlichungen zugunsten der IT-Gesundheitsindustrie – musste am 22.11.2018 feststellen: Stell dir vor, es gibt die elektronische Patientenakte, und keiner nutzt sie. So geschehen in Frankreich. 2004 hatte das französische Gesundheitsministerium offiziell den Start eines Dossier Médical Personel (DMP) ausgerufen: Über das Gesetz Nr. 2004-810 sollte sichergestellt werden, dass jeder Franzose über eine digitale Akte verfügt, die zu jeder Zeit und von jedem Ort aus erreichbar ist und die sämtliche medizinischen Daten des Patienten enthält. Doch die vollmundig versprochene Akte geriet zunächst zum Ladenhüter. Bei ersten Pilotprojekten stieß sie in der Bevölkerung nur auf eine geringe Akzeptanz, und auch medizinisches Personal etwa in Kliniken machte kaum Gebrauch davon, da es häufig zu Problemen beim Datentransfer kam und die Akte nicht überall in bestehende Krankenhaussysteme integrierbar war. Dass es sich bei den Problemen aber um wesentlich mehr als die üblichen Kinderkrankheiten eines neuen Produktes auf dem Markt handelte, sollte sich in den darauffolgenden Jahren zeigen…“

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