„Neue Panne bei der Gesundheitskarte“
… so titelt die Süddeutsche am 18.11. gleich auf der ersten Seite.
Seit 2006 soll die elektronische Gesundheitskarte eingeführt werden – nun sieht es nach diesem Artikel so aus, als ob auch Termine in 2016 nicht mehr zu halten sind. Von Interesse dabei ist nicht so sehr, dass ein neuer Sündenbock – die Firma T-Systems – ausgemacht wurde. Auch die 1 Mrd. Euro, die das Projekt bislang verschlungen hat, ist nicht die Meldung Nummer 1.
Gegeißelt werden soll hier der Versicherte, der seit Jahren nicht an den Erfolg dieses Projektes glaubt und daher die Bestellung der neuen Gesundheitskarte verweigert. Konzeptionelle Missstände – die Identitätsfunktion mit dem Bild aus unsicherer Quelle – sind bis heute nicht beseitigt. Aber genau dieser Versicherte wird doppelt drangsaliert.
1- Zum einen ist z.B. die Techniker Krankenkasse dazu übergegangen, die schriftlichen Versicherungsnachweise (als Ersatz für die Karte) nicht mehr vorweg auszustellen – nein, seit dem 4. Quartal 2015 wird dieser Nachweis gezielt erst 3 Wochen nach dem avisierten Arzttermin zugeschickt. Für Kenner: Gibt es 2 Wochen nach dem Arzttermin keinen Versicherungsnachweis, darf der Arzt mit den Gebührensätzen einer privaten Vergütung abrechnen. Unklar ist, wie der Versicherte den Kassenanteil erhält – jedenfalls aber bleibt er auf der Differenz vom privaten Satz zum Kassenanteil sitzen. Das weiß die Techniker Krankenkasse und nimmt es perfide in Kauf.
2- Zum anderen sieht der Entwurf zu einem E-Health Gesetz vor, dass in Zukunft jeder dieser schriftlichen Einzelversicherungsnachweise mit einer Strafgebühr von 6,– Euro belegt werden sollen, um zum Karteninhaber gezwungen zu werden.
So ist es mal wieder so weit: Der Unfähigkeit der Großen – Politik, Gesetzgeber, IT-Industrie, etc. – wird weiter Geld hinterher geworfen, um Systeme mit zweifelhafter Funktion und von zweifelhaftem Nutzen von einer Panne in die nächste zu führen. Den Kleinen beißen dagegen die Hunde.
Roland Schäfer
Die eCard will wohl niemand wirklich haben. Wenn sie so toll wäre, wie es ihre Protagonisten uns glauben machen möchten, dann könnten sie nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage einen guten Preis für die Karte verlangen. Statt dessen ist es genau anders rum: Der Preis für den Nicht-Besitz wird immer höher geschraubt. Die eCard Ist wohl ein Ladenhüter …