MOMEM (Museum of Modern Electronic Music) Frankfurt: Bargeldzahlung beim Ticketkauf nicht erwünscht bzw. unmöglich?

Datenschutzrheinmain/ November 11, 2022/ alle Beiträge, anonym zahlen / Bargeld sichern, Regionales, Verbraucherdatenschutz/ 0 comments

 Das MOMEM ist – laut Eigenaussage auf Facebook „Kein Museum im klassischen Sinne. Es ist ein Ort im Hier und Jetzt… Mitten in der Stadt entsteht ein Denkmal jüngster Kulturgeschichte. Eine Geschichte die Ihren Ursprung in unserer Stadt hat. Eine Geschichte die Populärkultur und Musik erweitert hat… Deshalb errichten wir jetzt hierfür eine Institution und bauen eine Ereignisstätte, ein modernes Museum. Die einzigartige Museumslandschaft der Stadt wird ergänzt durch ein weltweit einzigartiges Projekt.“

Einzigartig in der vielfältigen Frankfurter Museumslandschaft ist auch die Tatsache, dass das MOMEM Bargeldzahlungen beim Ticketkauf nahezu oder vollständig unmöglich macht.

Das musste ein Frankfurter Bürger erfahren, der sich dieser Tage mit einer Anfrage an das MOMEM wandte. Er informierte die Bürgerrechtsgruppe dieDatenschützer Rhein Main über einen Mailaustausch, den er wg. Erwerb von zwei Eintrittskarten mit dem Museum in der Frankfurter Innenstadt führte. Mit seiner Zustimmung veröffentlichen wir diesen Mailaustausch in anonymisierter Form.

  • 1. Anfrage an das MOMEM: „Guten Tag! Ich habe heute mehrmals vergeblich versucht bei Ihnen anzurufen. Denn ich möchte meinem Neffen zwei Eintrittskarten für eine Veranstaltung, die bei Ihnen Ende November stattfindet, zum Geburtstag schenken. Ich habe eine Frage: Wann hat Ihre Museumskasse in den nächsten Tagen offen? Mit freundlichen Grüßen …“
  • 1. Anwort des MOMEM: „Guten Tag… Vielen Dank für Ihre Nachricht! Die Tickets zu unseren Veranstaltungen können Sie ganz einfach von zuhause auf unserer Website kaufen. Unter diesem Link kommen Sie zu unserem online Ticketverkauf: https://tickets.momem.org Mit freundlichen Grüßen, … aus dem MOMEM – Team“
  • 2. Anfrage an das MOMEM: „Hallo, ich kann mangels entsprechender Möglichkeiten (keine Kreditkarte, kein online-Banking usw.) keine online-Geldgeschäfte machen. Mir macht es nichts aus, bei Ihnen zum Kartenkauf vorbei zu kommen. Wann ist Ihre Kasse im Museum auf? Mit freundlichen Grüßen …“
  • 2. Antwort des MOMEM: „Hallo … Den normaler Vorverkauf unserer Event-Tickets gibt es nur online. Zwar haben wir manchmal eine Abendkasse für Events, aber wegen schnellem Ausverkauf nur selten. Für unser online Ticketing benötigen Sie keine Kreditkarte oder Online-Banking, da Sie auf unserer Website auch mit PayPal zahlen können. Mit freundlichen Grüßen, … aus dem MOMEM- Team“

Was ist an diesem Schriftwechsel bemerkenswert? Mit Bargeld kann im MOMEN eine Eintrittskarte regelmäßig nicht erworben werden. Na Ja, könnte man denken, das MOMEM ist ein kleines Museum, hat wenig Personal und muss sparen. Deswegen bieten sie nur einen online-Ticketkauf an und lehnen Bargeldzahlungen ab. Das widerspricht aber

  • § 14 Abs. 1 des Gesetzes über die Deutsche Bundesbank (BBankG), in dem geregelt ist: Auf Euro lautende Banknoten sind das einzige unbeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel…“
  • und einer Zusage der Deutschen Bundesbank, die auf ihrer Homepage erklärt: Wir stellen sicher, dass Bargeld überall angenommen wird. Die meisten Menschen im Euroraum zahlen kleinere Beträge nach wie vor am liebsten bar. Für das Zahlungssystem ist es unerlässlich, dass Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel überall akzeptiert wird. So kann jeder frei wählen, wie er bezahlen will, und Menschen ohne Zugang zu elektronischen Zahlungen werden nicht benachteiligt. Einzelhändler und andere Geschäfte dürfen Bargeldzahlungen nicht ablehnen – außer, beide Parteien haben sich vorab auf eine andere Zahlungsweise geeinigt. Grundsätzlich müssen staatliche Stellen und öffentliche Dienstleister ebenfalls Bargeld annehmen, sofern es im Gesetz nicht anders geregelt ist.“

Pikant wird das Thema aber noch aus einem anderen Grund: Die Stadt Frankfurt hat dem Träger des Museums, dem privaten Verein Friends of MOMEM e. V.,

  • Räume in der Hauptwache/Zwischenebene in einer Größe von ca. 900 Quadratmetern unentgeltlich überlassen (siehe Vortrag des Magistrats vom 18.05.2018, M 87);
  • ein Darlehen in Höhe von 500.000 € zur Herrichtung der Räume für den Museumszweck inklusive der museografischen Erstausstattung als Anschubfinanzierung bereitstellt (siehe Vortrag des Magistrats vom 06.12.2019, M 211) und
  • die Rückzahlung des Darlehens – ursprünglich festgelegt auf den 31.12.2021 – verlängt bis zum 31.12.2023 (Vortrag des Magistrats vom 26.07.2021, M 111).

Sollte die Stadt Frankfurt daher nicht ein Interesse daran haben, dass Ihr Gläubiger, der private Verein Friends of MOMEM e.V., sich an Recht und Gesetz hält und beim Kauf von Tickets ohne Ein- und Vorwände Bargeldzahlungen akzeptiert? Eine Frage, die sich an den Magistrat und an die Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung in Frankfurt richtet.

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