Die IT und die Gesundheit: „Uniklinik Marburg Computer ersetzt Arzt“ – oder doch nicht?

Datenschutzrheinmain/ März 3, 2016/ alle Beiträge, Gesundheitsdatenschutz, Telematik-Infrastruktur/ 0Kommentare

Das Land Hessen hat die Universitätskliniken Gießen und Marburg vor rund zehn Jahren zuerst privatisiert und dann verkauft.  Der neue Eigentümer, die Rhön-Klinikum AG hat sich jetzt selbst zum Vorreiter bei der weiteren Digitalisierung der ärztlichen Behandlung erklärt.

Die Oberhessische Presse aus Marburg feiert dies in Form einer Hofberichterstattung:

rhön-klinikum

Quelle: Oberhessische Presse

Die Frankfurter Rundschau hat unter der Überschrift „Uniklinik Marburg Computer ersetzt Arzt“ etwas differenzierter berichtet und auch Kritiker dieser Digitalisierung des Verhältnisses Arzt / Patient zu Wort kommen lassen. Kritiker wie der Marburger Kinder- und Jugendarzt Dr. Stephan Heinrich Nolte, Mitglied der privatisierungskritischen Initiative Notruf 113.

Auf Nachfrage des Verfassers hat Dr. Nolte eine Stellungnahme von ihm zur Veröffentlichung freigegeben: „Es wird noch viel schlimmer als wir uns es vorgestellt haben: In Zukunft schlägt laut einer Meldung der heutigen Oberhessischen Presse bei Rhön der Computer die (dann wohl lukrativsten) diagnostischen Pfade vor, ein Schritt mehr zu dem, was ich in meinem anhängenden Aufsatz, der jetzt noch einmal in der Kinderärztlichen Praxis vom Januar d.J. erschienen ist, hochbeschworen habe: die Fallverantwortung trägt der Computer – und diejenigen, die ihn programmieren. Schöne neue Heilewelt (siehe meine Glosse aus dem Dt. Ärzteblatt)! “

Ist das die Medizin der Zukunft, die Sie, Herr Bundesminister Gröhe, mit Ihrem E-Health-Gesetz vom Dezember 2016 den Mitgliedern der gesetzlichen Krankenkassen angedeihen lassen wollen?

Eines ist bedeutsam an der zu Beginn zitierten Nachricht aus der Oberhessischen Presse: 2015 erwirtschaftete Rhön-Klinikum einen Gewinn von 87,4 Millionen Euro. In diesem Jahr rechnet das Unternehmen vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen mit einem Ergebnis zwischen 155 und 165 Millionen Euro.“ Nur Bösewichte werden vermuten, dass dies der tiefere Grund dafür sein wird, warum IT und Apparatemedizin das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient ersetzen sollen.

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