Bahnhofsviertel in Frankfurt: Sorgen die Waffenverbotszone und die neuen Videokameras für mehr Sicherheit?
Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) ist dieser Ansicht. Beim 4. Dialogforum Bahnhofsviertel am 16.04.2024 erklärte er u. a.: “Wir sehen erste Erfolge. Die neue Waffenverbotszone und die neuen Videokameras sorgen nachweislich für mehr Sicherheit.“ Das geht aus einer Pressemitteilung der Stadt Frankfurt vom 16.04.2024 hervor.
Diese Bewertung der Entwicklung im Bahnhofsviertel wird gestützt durch – scheinbar objektive – Zahlen: „Videoschutzanlage und Waffenverbotszone zeigen Wirkung. 228 identifizierte Tatverdächtige seit Beginn des Jahres – das ist die erste Zwischenbilanz der Frankfurter Polizei zu den neuen Videoschutzanlagen der Stadt Frankfurt am Main. Die Stadt Frankfurt ist Eigentümer der stationären Videoschutzanlagen, die Polizei Frankfurt jedoch der alleinige Nutzer. Die Kameras bilden auf der Achse vom Kaisertor bis zum Allerheiligenviertel drei Videoschutzzonen im Bahnhofsgebiet, an der Hauptwache sowie an der Konstablerwache. Alleine die Kameras im Bahnhofsgebiet trugen dabei bislang zur Identifizierung von 178 Beschuldigten bei… In den ersten fünf Monaten seit Bestehen der Waffenverbotszone in Teilen des Bahnhofsgebiets, die ein Areal zwischen Hauptbahnhof und Weserstraße sowie Mainzer Landstraße und Gutleutstraße umfasst, zeigte die Polizei bis heute bereits 53 Ordnungswidrigkeiten an. Unter anderem wurden 41 Messer, ein Schlagring, eine Schreckschusspistole sowie fünf Teleskopschlagstöcke bei Personenkontrollen aufgefunden und sichergestellt.“
Was in dieser Aufstellung „vergessen“ bzw. unterschlagen wurde, beschreibt die Frankfurter Rundschau am 08.03.2024 so: „Mann stirbt im Bahnhofsviertel in Frankfurt durch Messerstiche… Der Tatort liegt in der Waffenverbotszone, in der Messer zu dieser Tageszeit verboten sind, und gleichzeitig im Sichtbereich der Videoüberwachung, die Anfang des Jahres in der Kaiserstraße, Ecke Moselstraße in Betrieb genommen wurde.“
Die Frage an den Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef und seine Presseabteilung drängt sich auf: Ist der tragische Vorfall von Anfang März diesen Jahres schon wieder vergessen? Ist dies ein Beispiele selektiver (interessengeleiteter) Öffentlichkeitsarbeit? Oder ist es einfach nur Zynismus, diese Tat komplett aus der „Erfolgsbilanz“ auszublenden?