E-Health-Gesetz: Elektronische Gesundheitskarte mit Körpertrackern vernetzen?

Datenschutzrheinmain/ November 13, 2014/ alle Beiträge, Gesundheitsdatenschutz, Telematik-Infrastruktur/ 2Kommentare

Die eGK soll sich für Körperdatensammler wie HealthKit und Apple Watch öffnen, hieß es bei einer Anhörung vor einem Bundestagesausschuss… Die Medizin-Informatikerin Britta Böckmann plädierte am Mittwoch bei einer Anhörung des Bundestagsausschusses Digitale Agenda dafür, solche Apps mit den Patientendaten zu vernetzen. ‚Wir müssen die Plattform öffnen für Anwendungen, die nichts mit der Gesundheitskarte zu tun haben‘, sagte Böckmann, die an der Fachhochschule Dortmund lehrt. ‚Das wird für Akzeptanz sorgen‘. Sie nannte Apples mit iOS 8 eingeführten Gesundheitsdienst HealthKit sowie die Apple Watch als Beispiele… In den USA testen Klinken die Verwendung von Apples Health-Plattform bereits. In einer Studie werden die Blutzuckerwerte des Patienten über einen Sensor erfasst, der diese über die HealthKit-Schnittstelle auf dem iPhone an die App der betreuenden Klinik weitergibt.“

Soweit ein Auszug aus einem Bericht über die heutige Anhörung im Bundestag zum E-Health-Gesetz (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Elektronische-Gesundheitskarte-Mit-Koepertrackern-vernetzen-2454873.html).

Und was bei heise.de nicht nachzulesen ist: Frau Böckmann erklärt in ihrer schriftlichen Stellungnahme zur Anhörung im Bundestag: „Die Gesundheitskarte an sich und die geplante Telematikinfrastruktur… bilden allerdings nur die Autobahn. Ob es dann praktikabel ist, dass z. B. Zugriffe auf Patientendaten nur im Beisein des Patienten mit gleichzeitig gesteckter Karte erfolgen sollen, werden die Testregionen zeigen…“ (siehe http://www.bundestag.de/blob/339934/896a22d5b10b20ebdad1bd241c47c335/stellungnahme_boeckmann-data.pdf). Ein stärkerer Angriff auf die informationelle Selbstbestimmun über sensibelste Gesundheitsdaten ist schlechterdings nicht vorstellbar.

Wer ist Britta Böckmann? Eine Lobbyistin der IT-Gesundheitsindustrie!

Und das reinsten Wassers! Um das zu bestätigen, reicht ein Blick auf die Homepage von http://www.e-health-com.eu/, einer Propaganda-Webseite der Förderer und Nutznießer der IT-Entwicklung im Gesundheitswesen. Dort ist nachzulesen: „Prof. Dr. Britta Böckmann (Jahrgang 1967) studierte Medizinische Informatik mit dem Schwerpunkt Bild- und Signalverarbeitung an der Universität Heidelberg/Fachhochschule Heilbronn. Bis 2000 war sie als Beraterin bei PriceWaterhouse Coopers tätig. 2001 wurde Böckmann Geschäftsführerin bei der ITB GmbH in Köln. Im selben Jahr wurde sie in den Vorstand berufen und war dort u.a. für den Aufbau eines eigenständigen Vertriebs und Produktmarketings und für die Betreuung von Key Accounts, u.a. Rhönkliniken und Bundesknappschaft verantwortlich. Im April 2004 übernahm sie zusätzlich den Bereich Consulting bei der ITB. Seit 2006 ist Böckmann Professorin für Medizinische Informatik an der FH Dortmund.“ (Quelle: http://www.e-health-com.eu/who-is-who/einzelne-eintraege/boeckmann-prof-dr-britta/).

Mehr ist dazu nicht zu sagen!

Außer: Was das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD) zum geplanten „E-Health-Gesetz“ festgestellt hat: Transparenz, Datensparsamkeit und eine wirksame Kontrolle in der Verarbeitung von Patientendaten geht nur, wenn keine Daten an prtivate Unternehmen weiter geleitet werden.

Alle Stellungnahmen aus dem öffentliches Fachgespräch zum Thema eHealth am 12.11.2014 im Bundestag sind hier nachlesbar: http://www.bundestag.de/bundestag/ausschuesse18/a23/anhoerungen/12112014_inhalt/339286.

2 Kommentare

  1. Ein weiterer Schritt bei Big Data zum gläsernen Patienten und Bürger …
    Warum hat die Informatik – Medizinerin Frau Britta Böckmann dann nicht direkt dafür plädiert ab sofort bereits Neugeborenen einen Chip zu implantieren? Natürlich nur zum Wohl des Betreffenden …

  2. Die Geschwindigkeit ist beeindruckend mit der technische Erfindungen der elektronisch-digitalen Revolution mit IT-Projekten jeder Art vernetzt werden. Das ist eine Katastrophe für den Datenschutz und die informationelle Selbstbestimmung! All diese Entwicklung verlaufen komplett von der breiten Gesellschaft unreflektiert. Eine Prüfung möglicher Auswirkungen in Form von Zukunftsanalysen findet nicht statt. Dafür existiert keine entsprechende politische Struktur, keine Organisation und keine Konzepte. Wir brauchen einen neuen Datenschutz, der bestehende wird der elektronisch-digitalen Revolution nicht mehr gerecht. Hier meine Skizze für einen neuen Datenschutz http://www.ocmts.de/egk/xmlcontainer/html/datenschutz_neu.html (siehe rechte Spalte). Da niemand mehr die globale Produktion dieser technischen Möglichkeiten stoppen kann um eine Phase des Nachdenkens und der Neuorientierung einzuleiten brauchen wir einen EIN/AUS-Schalter in jedem Gerät das Daten in die Cloud senden will.

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*