Gesundheitsdaten in Gefahr! Patient*innendaten gehören nicht ins Internet!
Am 02.09.2019 wurde eine Petition beim Bundestag eingereicht, die zum Ziel hat, die Speicherung von Patient*innendaten auf Servern und in Clouds sowie den Zwang zur Installation der Telematik-Infrastruktur in den Praxen von Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen zu beenden.
Die Petition wurde erstellt von Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen unter Beteiligung verschiedener Berufsverbände und Initiativen. Sie kann auf Listen durch Unterschrift mitgezeichnet werden, oder alternativ online, sobald die Petition freigeschaltet ist (https://epetitionen.bundestag.de)
Weitere Informationen finden Sie unter gesundheitsdaten-in-gefahr.de, Sie finden dort den Petitionstext im Wortlaut, die Unterschriftenliste etc. Auch unter freiheit-fuer-ein-prozent.de sind die Dateien hinterlegt.
Na klar, ohne uns gesetzlich Versicherte eine Petition zu starten. Gefragt werden / wurden wir nicht. Eine Zusammenarbeit mit gesetzlich versicherten Patienten scheint nicht erwünscht zu sein. Es geht den Ärzten und Therapeuten bei dieser Petition wohl vermutlich nur um ihre ureigensten Interessen.
Ich persönlich möchte zwar auch nicht, dass meine Gesundheitsdaten / Krankheitsdaten auf einem zentralen Server gespeichert werden, Ich möchte auch nicht, dass meine Gesundheitsdaten / Krankheitsdaten ohne meine explizite Einwilligung zwischen Ärzten / Therapeuten ausgetauscht werden. Doch jeder Patient sollte sein Recht auf Selbstbestimmung wahrnehmen dürfen, auch wenn diese nicht meiner Auffassung entspricht. Ich kann also durchaus auch verstehen, wenn sich andere gesetzl. Versicherte für eine Zentralisierung ihrer Gesundheitsdaten entscheiden und den Austausch ihrer Gesundheits- / Krankheitsdaten zwischen Ärzten /Therapeuten wünschen. Es gibt durchaus Fälle, in denen eine Zentralisierung der Gesundheits- / Krankheitsdaten Sinn macht und gewollt ist.
Ich bin also gegen Generalisierung, gegen Zwang und Bevormundung, ob von Seiten der Ärzte / Therapeuten oder von Seiten der Politiker. Doch immer wieder stelle ich fest, dass über unsere Köpfe hinweg entschieden wird. Ärzte sind aber keine „Götter in Weiß“. Und gesetzlich Versicherte sind mündige Patienten , die sehr wohl zu einer freien Entscheidung in der Lage sind.
Akzeptiert doch bitte, dass gesetzlich Versicherte Patienten auch ein Recht auf Selbstbestimmung haben. Dieses Recht sollte nicht (weiter) ausgehöhlt werden. Vorraussetzung, um das Recht auf Selbstbestimmung adäquat wahrnehmen, d.h. wirklich frei entscheiden zu können, ist: Aufklärung und vollständige Transparenz. Jedoch scheitert es hier am Willen sowohl der Ärzte / Therapeuten als auch der Politiker.
Die Petition nimmt zum
ersten Mal die Patienten mit ins Boot, spricht sie direkt an und beteiligt sie. Eine zentrale Datenspeicherung muss für Patienten freiwillig sein und dauerhaft bleiben.
Wir haben vor Start der Petition mit etlichen gesetzlich Versicherten in unseren Praxen gesprochen, die klar zum Ausdruck gebracht haben, dass sie eine zentrale Speicherung ihrer Daten nicht wollen.
Natürlich, da haben der Vor-Kommentator Recht, sollen die Patienten selbst entscheiden, was und wie sie es wollen. Aber die Krankenkassen werden alleine schon über Rabatte Druck machen, dass Patienten ihre Daten zur Verfügung stellen.
Und zunächst wird es auch nicht möglich sein, bei der elektr. Pat.akte zu bestimmen, dass der Urologe eben nicht erfährt, dass man auch beim Psychiater war.
Ärzte sind sicher oft bevormundend. Andererseits praktizieren wir mittlerweile lange schon in den Praxen die shared decision, d. h. Medikament und Dosierung werden genau besprochen. Und wenn jemand etwas nicht nehmen will, oder nicht in ursprünglicher Höhe der Dosierung, dann wird es eben anders gemacht. Denn letztlich ist der Patient der, der dann etwa eine Pille schluckt.
Aber ich meine auch, dass man als Patient ruhig noch etwas Selbstverantwortung haben darf. Und dazu gehört eben auch, dass die AU-Bescheinigung nicht über seinen Kopf hinweg elektronisch an die Krankenkasse geschickt wird, sondern er sie selbst in einen Umschlag steckt. Und mit dem Rezept in die Hand in die Apotheke geht. Irgendwie am Geschehen beteiligt bleibt.
Bei allem Mißtrauen Ärzten gegenüber: es geht uns nicht in erster Linie um den Honorarabzug bei Nicht-Anschluss an die TI, so skandalös dieser auch ist. Es geht um eine naive Digitalisierungsgläubigkeit, um mangelnden Nutzen, um die Gier der Konzerne nach Daten, um Ressourcenverschwendung (finanziell und materiell), um zunehmende Überwachung.
Andreas Meißner
Hallo Herr Meissner,
vollkommene Zustimmung zu Ihren Ausführungen! Und Erfolg für Ihre Petition! Ich werde sie als Patientin unterzeichnen, sobald sie auf der Internetseite des Bundestags (https://epetitionen.bundestag.de/) veröffentlicht ist.
Das Freiwilligkeitsprinzip muss gelten: sowohl für Patienten, aber auch für Ärzte. Wer sich als Arzt mit seinem Praxisverwaltungssystem nicht ans Internet anschließen will („offline-Praxis“), muss dieses auch dürfen. Und zwar ohne Sanktionierung.
Und so finden Patienten und Ärzte dann sicher zueinander.
Ich freue mich über die Kommentare, über die Klarstellung der Einbindung der Patienten. Vielen Dank.
„Aber ich meine auch, dass man als Patient ruhig noch etwas Selbstverantwortung haben darf.“
Zitat Dr. Meißner. Richtig, und nicht nur etwas, sondern mehr haben sollte, soweit es dem einzelnen Patienten möglich ist.
„…sollen die Patienten selbst entscheiden, was und wie sie es wollen. Aber die Krankenkassen werden alleine schon über Rabatte Druck machen, dass Patienten ihre Daten zur Verfügung stellen.“ Zitat Dr. Meißner. Verstehe Ihre Bedenken. Dem können wir, Herr Dr. Meißner, aber entschieden entgegentreten.
Diese Bedenken teile ich absolut: „Es geht um eine naive Digitalisierungsgläubigkeit, um mangelnden Nutzen, um die Gier der Konzerne nach Daten, um Ressourcenverschwendung (finanziell und materiell), um zunehmende Überwachung.“ Zitat Dr. Meißner
Datena
Ich kann die Petition weder bei den laufenden noch bei den Petitionen in Prüfung finden. Ist beim Anlegen der Petition etwas schiefgegangen oder wo steckt sie?
Die Petition soll Ende September auf der Homepage des Bundestags veröffentlicht werden; so die Information aus dem Kreis der Verfasser*innen. Derzeit kann sie nur ausgedruckt auf Papier unterzeichnet werden. Siehe dazu https://www.gesundheitsdaten-in-gefahr.de/aktuelles/