1,5 Mrd. Euro Bußgeld für die amerikanische National Football League (NFL) wegen aggressiver Marketingtechniken in Deutschland

Schuetze/ November 11, 2023/ alle Beiträge, Verbraucherdatenschutz/ 0Kommentare

… wären möglich, wenn diesem Thema hinreichende Aufmerksamkeit geschenkt würde.

Zum Hintergrund:

Vorbereitend zu den Spielen in Frankfurt am Main am vergangenen und kommenden Sonntag lief der Verkauf von ca. 100.000 Tickets (50.000 je Spiel) bereits vor 2 Monaten. Dabei wurden nicht nur einfach Tickets verkauft. Vielmehr musste sich jede*r Interessent*in erst einmal registrieren, um an der Auswahl für die Tickets überhaupt berücksichtigt zu werden.

Der Marketingtrick bewirkte, dass sich 3 Millionen Interessent*innen registriert haben. Das sind nicht nur zahlreiche Daten von Menschen, die nicht zum Zuge gekommen sind. Überdies haben sie als Pflichtfeld Daten angeben müssen, die für einen Ticketverkauf eher unerheblich sind, wie das Geburtsdatum oder das Lieblingsteam.

Dem nicht genug: alle diese Daten sind kraft der Nutzungsbedingungen, mit denen man sich bei der Registrierung einverstanden erklären musste, in die rechtlich sehr viel weniger geschützte USA geflossen. Erneut eine Verarbeitung, die für einen einfachen Ticketverkauf nicht nötig ist.

Eigentlich schützt die DSGVO vor solchen Übergriffen durch die Regelung in Art 7 (4) – dem sogenannten Kopplungsverbot. Nachdem sind alle Registrierungsverträge und mit ihnen die Verarbeitung von Fan-Daten rechtswidrig erhoben, verarbeitet und in die USA übermittelt worden.

Aber was nützt eine Gesetz, wenn die zuständigen Aufsichtsbehörden schweigen. Tatsächlich gibt es zu diesem Thema ein Schweigekartell unter den Datenschutzaufsichtsbehörden aller 16 Bundesländer.

Wie heißt es so schön: Wo kein Kläger, da kein Richter. Mit der Wirkung, dass die NFL in Wildwestmanier ungestraft deutsches Recht brechen kann. Niemand, auch nicht die berufenen Behörden, wollen sich bei einer so beliebten Sportart als Spielverderber präsentieren. Dabei kann man sich dieser Sportart auch erfreuen, ohne die hiesige Rechtsordnung mit Füßen zu treten. Jedenfalls dann, wenn die Veranstalter dies auch nur ernsthaft wollten.

Wenn nur 500,– Euro Bußgeld für jeden Verstoß, jede unnötige Registrierung geahndet würde (mal 3. Mio.) kämen die 1,5 Milliarden Euro Bußgeld zustande.

Und die NFL? – Sie kommt ganz und gar ungeschoren davon.

 

von Roland Schäfer

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