Wie Hilfesuchende im Netz erfasst werden

Gesunde_daten/ September 17, 2019/ alle Beiträge, Gesundheitsdatenschutz, Telematik-Infrastruktur, Veranstaltungen / Termine, Verbraucherdatenschutz/ 0 comments

Die Süddeutsche Zeitung berichtet unter dieser Überschrift am 03.09.2019 über eine Studie der Organisation Privacy International (PI). In dieser Studie wird der Nachweis geführt, dass Webseiten, auf denen Nutzer Informationen zu psychischen Erkrankungen finden können, reihenweise Nutzer*innen-Daten zu Werbezwecken an Drittunternehmen weitergeben. Die Süddeutsche Zeitung informiert:

  • Die 44 untersuchten deutschen Seiten enthielten im Schnitt mehr als acht Elemente von Drittanbietern und übermittelten in mehr als sieben Fällen Tracking-Cookies solcher Firmen… Anhand einer eindeutigen Identitätsnummer können Cookies von Drittanbietern Nutzer über verschiedene Webseiten verfolgen. Ziel ist, ihm passgenau maßgeschneiderte Werbung anhand seiner vermuteten Interessen anzeigen zu können… Fast zwei Drittel der Elemente, die PI entdeckte, wurden von den Gesundheits-Webseiten für Werbung eingesetzt. Die Seiten ermöglichen es Werbenetzwerken, ihre ohnehin große Datensammlung um intime Details zu ergänzen. Vier von neun näher untersuchten Seiten fragen der Studie zufolge nicht um Erlaubnis, bevor sie einen Cookie beim Besucher hinterlegen…“
  • Die Organisation nahm auch Webseiten unter die Lupe, die Depressions-Selbsttests anbieten. In diesen Fällen wird auch die Adresse der Webseite an Werbetreibende weitergeleitet… Anhand der Adresse könnten Werbetreibende den Inhalt der Webseite herausfinden und ihn Besuchern zuordnen – was viele Hilfesuchende sicher nicht möchten. Einige Selbsttests erwecken den Eindruck, man könne sie komplett anonym nutzen. Dem ist nicht so: Um die untersuchten Tests herum identifizierte Privacy International jeweils Dutzende Tracker, die Informationen speichern und diese wiederum mit Informationen anderer Webseiten verknüpfen können. Dadurch können personenbezogene Profile entstehen.“

Stefan Sell, Professor für Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik und Sozialwissenschaften hat auf seiner Homepage Aktuelle Sozialpolitik das Thema aufgegriffen und kommt zum Ergebnis: Man kann zum jetzigen Zeitpunkt daraus nur dieses Zwischenfazit ziehen: Bloß keine Zentralisierung der eigenen Gesundheitsdaten, auch wenn das in dem einen oder anderen Fall von Vorteil sein könnte. Die Missbrauchspotenziale sind – soweit derzeit erkennbar – enorm… Und bezeichnend ist, dass hier nicht staatliche, für den Verbraucherschutz zuständige Stellen den Missbräuchen auf die Spur gekommen sind.“


Wie wehren gegen den Zwangsanschluss an die Telematik-Infrastruktur? Informationsveranstaltung am 21.09.2019 in Frankfurt

Wie sich Telematik-kritische (Zahn-)Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen mit dem Thema Digitalisierung und Zentralisierung von Gesundheits- und Behandlungsdaten auseinandersetzen ist Thema einer Veranstaltung am Samstag 21.09.2919 ab 16:00 Uhr in Frankfurt. Einzelheiten zu dieser Veranstaltung können Sie hier nachlesen. Die Veranstaltung richtet sich vorwiegend an (Zahn-)Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen. Versicherte gesetzlicher Krankenkassen, die sich über den Widerstand und die Argumente gegen die Digitalisierung im Gesundheitswesen informieren wollen, sind auch willkommen.

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