Wahlempfehlungs-Software WahlSwiper: Datensch(m)utz?!? – Made by Google!
WahlSwiper ist eine plattformübergreifende Wahlempfehlungs-Software. Betrieben wird die App von MOVACT, einer Werbeagentur. Zur Bundestagswahl 2017 wurde das Angebot laut eigenen Angaben von über 500.000 Menschen genutzt, die insgesamt über 20 Millionen Fragen beantwortet haben (Quelle: Wikipedia).
Auch zur Landtagswahl in Hessen am 28.10.2018 hat WahlSwiper eine Katalog mit 32 Fragen vorgelegt, die in Kooperation mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Goethe Universität Frankfurt am Main entwickelt wurden.
Nachstehend eine Auswahl der Fragen bei Wahlswiper:
So weit, so schön. Wie andere Angebote auch (z. B. Wahl-O-Mat) durchaus ein Mittel, um Wahlbeteiligung zu erhöhen und Wahlentscheidungen genauer zu begründen.
Jürgen Erkmann (@j_erk), freiberuflich als Datenschutzbeauftragter tätig, Mitglied der Bürgerrechtsgruppe dieDatenschützer Rhein Main und Spitzenkandidat der Piratenpartei bei der Landtagswahl in Hessen am 28.10.2018, hat sich den WahlSwiper mal genauer angehen. Und war erstaunt und verärgert, wie hier die Abfrage von sensiblen politischen Haltungen (Beispiele siehe oben) verbunden ist mit einer Ausfrage-Software, die den meisten Nutzer*innen nicht bekannt sein dürfte. Seine Feststellungen:
„Ich habe mir gerade den Wahlswiper (für Hessen) angeschaut und bin doch einigermaßen entsetzt darüber, wie gedankenlos bei der Abfrage von politischen Meinungen mit dem Datenschutz umgegangen wird. Google Tagmanager wird ebenso selbstverständlich genutzt, wie Google Webfonts – natürlich nicht lokal gehostet, sondern mit voller IP-Weitergabe an Google. Da hilft es dann auch wenig, wenn bei Google Analytics die IP-Adresse gekürzt wird. Und bei Google reCatpcha werden dann auch die Mausbewegungen aufgezeichnet. Der Newsletter wird über Mailchimp (US) versandt. Der Link auf das ‚data processing agreement‘ führt zu einer Login-Seite. Der Link lässt vermuten, dass es sich um ein Standard-Vertrag von Mailchimp handelt. Videos stammen natürlich von Youtube. Dass im Absatz „Cookies“ beispielhaft auf eine (nicht ersichtlichen) Warenkorbfunktion verwiesen wird, ist dann auch schon (fast) egal. Da will ich gar nicht wissen, was die Apps noch so alles trieben; Alexa ist auf jeden Fall dabei. :(„
Nicht unbedingt eine Empfehlung, WahlSwiper zu nutzen und dort 32 Fragen zu eigenen politischen Befindlichkeiten und Präferenzen bekannt zu machen.
Sind diese Rechtevergaben alle ERFORDERLICH?
WahlSwiper – Finde deine Partei bei Wahlen
MOVACTEducation
USK: All agesUSK: All ages
442
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Mit dem WahlSwiper findest Du ganz einfach zu Dir passende Parteien bei politischen Wahlen. Beantworte per Swipe Fragen zu aktuellen Themen und wir sagen Dir, welche Parteien zu Deinen Positionen passen.
Neu in Version 2:
– Zugriff auf alle vergangenen WahlSwiper
– Doppelte Gewichtung bei Themen, die dir besonders wichtig sind
– Benachrichtigung beim Erscheinen neuer WahlSwiper
– Bessere Videowiedergabe
Sich eine Meinung zu Wahlen zu bilden soll einfach sein und Spaß machen – das ist unsere Mission beim WahlSwiper. Das Prinzip: Politische Fragen können mit einem einfachen Wisch nach links zu „Nein“ und rechts zu „Ja“ beantwortet werden. Der WahlSwiper errechnet dann die Übereinstimmung mit den Antworten der Parteien.
Wir stehen auf klare Kante. Bei uns gibt’s nur „Ja“ und „Nein“, kein „vielleicht“. Das bringt die Parteien manchmal ins Schwitzen, hilft Dir aber bei der Entscheidung. Natürlich kannst Du einzelne Fragen auch ohne Antwort überspringen.
Wählen gehen ist so einfach wie Online-Dating – der „Match“ hält dann jedoch mindestens eine Legislaturperiode lang.
Reviews
Review Policy
4.1
What’s New
Wir haben in diesem Update jede Menge Fehler behoben:
– Teilen des Ergebnis fügt jetzt wieder das Bild des Ergebnis hinzu
– Beim Teilen einer Wahl wird jetzt der Link mitgeschickt
– Behebt einen Fehler, durch den in seltenen Ausnahmefällen die falschen Fragen angezeigt wurden
Additional Information
Updated September 18, 2018
Size 11M
Installs 100,000+
Current Version 2.0.3
Requires Android 4.1 and up
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info@wahlswiper.de
WahlSwiper – Finde deine Partei bei Wahlen
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Storage
read the contents of your USB storage
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Other
receive data from Internet
view network connections
full network access
run at startup
draw over other apps
control vibration
Updates to WahlSwiper – Finde deine Partei bei Wahlen may automatically add additional capabilities within each group. Learn more
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.wahlswiper
Erst einmal herzlichen Dank für die Übersicht der Rechtevergabe. Ob eine Rechtevergabe notwendig ist oder nicht, hat im Zweifel der Anbieter dar zu stellen. Spontan nicht erklärlich sind mir beispielsweise:
read the contents of your USB storage
modify or delete the contents of your USB storage und
full network access
Das muss nicht heißen, dass die Rechtevergabe nicht plausibel oder notwendig ist, aber dies zu erläutern, liegt bei demjenigen, der die Rechte einfordern möchte.
Eine Anmerkung kann ich mir jedoch nicht verkneifen zum Thema „Klare Kante“ (ja/nein/(vielleicht)):
Als Partei sind einige Thesen nicht mit ja oder nein zu beantworten. Als simples Beispiel möchte ich das Seniorenticket nehmen. Die (Achtung Wahlwerbung) Piraten fordern einen fahrscheinlosen ÖPNV – für alle. Demnach kann diese Frage entweder mit ja (weil eine Gruppe mehr) oder nein (nicht einzelne Betroffene sondern alle) beantwortet werden. Noch tendenziöser wird es bei der Abschaffung des Islam-Unterrichts in hessischen Schulen. Die Piraten wollen überhaupt keinen religiösen Unterricht in den Schulen, aber ein einseitige Verneinung des Islam-Unterrichts unterstützen sie ebenfalls nicht. Wie soll man darauf antworten und inwiefern hilft das bei der Entscheidung? Aber das gehört eigentlich woanders hin.
Bezüglich der Rechtevergabe würde ich empfehlen, das individuelle Auskunftsrecht nach Artikel 13 bzw. 15 DSGVO wahr zu nehmen und wenn möglich und gewünscht die zu diesem Zeitpunkt vergebene eigene IP-Adresse mit anzuführen. Die Information nach Artikel 13 wäre zwar eigentlich zum Zeitpunkt der Datenerhebung fällig, aber kann ja mal nachgefragt werden. ^^
Die nächste Eskalationsstufe wäre die Beschwerde bei der zuständigen Datenschutzaufsichtsbehörde in Berlin (Sitz der Firma). Für die Webseite habe ich das bereits getan.
Mit besten Grüßen
Jürgen Erkmann