Rabatt für gesittetes Fahren Teil V

LKlaus/ Oktober 25, 2016/ alle Beiträge, Beschäftigten- / Sozial- / Verbraucherdaten-Datenschutz, Verbraucherdatenschutz, Vorratsdatenspeicherung/ 0Kommentare

Es wird gesagt:                                                                                                                                                                                   Der Versicherer bekommt doch nur eine abstrakte Punktzahl übermittelt, …                                                                                 – es erfolgt eine Anonymisierung durch den Telematik-Dienstleister –
Trotz der Anonymisierung sieht Michael Brenner, Rechtsprofessor an der Jenaer Universität, in dieser Entwicklung einen klaren Trend in Richtung „entmündigter und gläserner Autofahrer“. „Die Datensammlung geschieht in einer riesigen Grauzone“, kritisiert Brenner. Wem etwa gehören die Daten aus dem Auto? Sie sind Eigentum des Fahrers, wenn sie sich ihm eindeutig zuordnen lassen.
http://www.wiwo.de/technologie/auto/vernetzte-fahrzeuge-datensammlung-in-riesiger-grauzone/9647526-6.html
Kritiker bezweifeln die Freiwilligkeit, den Telematik-Tarif und damit die «Vorratsdatenspeicherung des Kfz-Halters» zu wählen. …..
Die Systeme können nicht differenzieren, ob eine Vollbremsung wegen Fußgängern nötig war (und damit auch für die Versicherung wünschenswert) oder ob sie nur zum Spaß am Risiko erfolgte.
Es gibt mehrere unterschiedliche Gründe eine Vollbremsung durchzuführen (Wildwechsel, Spielball, Kinder, Drängler auf der Autobahn, nicht beachten der Vorfahrt, plötzliches ausscheren, Fahrbahnwechsel, Überholvorgänge …, Stau, rote Ampel, Rettungsfahrzeuge, Straßensperre, etc.
Darüber hinaus erwecken Apparate und Datensammlungen …… Begehrlichkeiten – nicht nur von privaten Unternehmen (z.B. Autovermietungen und Versicherungen) sondern auch vom Staat oder von Kriminellen. So könnte z.B. die Staatsanwaltschaft eine Blackbox beschlagnahmen, was dazu führen würde, dass der Autofahrer quasi Beweise gegen sich selbst erhebt. Oder die Polizei könnte auf die Daten zugreifen wollen, um einen Verdächtigen verfolgen bzw. ein Bewegungsprofil von ihm erstellen zu können. Aus umfangreichen Bewegungsbildern könnten sich dann auch Rückschlüsse auf Gewohnheiten und Kontakte der Betroffenen (zumindest falls man sicher den Fahrer des PKW identifizieren kann) ziehen lassen.

Spätestens der NSA-Ausspähskandal sollte gezeigt haben, dass alle technischen Möglichkeiten irgendwann von irgendwem über den Zweck, für den er ursprünglich beabsichtigt war, hinaus genutzt, bzw. missbraucht werden kann.
http://www.hiig.de/blog/der-glaserne-autofahrer-der-deutschen-liebstes-kind-wird-zur-datenschleuder/

Neue Automodelle sind – mit eigener SIM-Karte ausgerüstet – immer und überall online, um Daten zu senden und Daten zu empfangen.
So machen die Hersteller das Auto zu einem Protagonisten für das Internet der Dinge.
„Das Auto wird zu einer umfassenden Informationsquelle von fast unerschöpflichem Gehalt, für die es immer mehr – insbesondere gewerbliche – Interessenten gibt“, urteilt ADAC-Experte Arnulf Volkmar Thiemel.
Besonders problematisch sind seiner Meinung nach jene Daten, die Aufschluss über die Nutzung des Autos und die Fahrweise seines Besitzers geben. Denn damit könnten in Zukunft zum Beispiel Garantieanträge abgelehnt, Versicherungsprämien erhöht oder Leasingverträge widerrufen werden.
Der Datenschutz drohe „unter die Räder zu geraten“, meint auch Jörg Klingbeil, der Datenschutzbeauftragte von Baden-Württemberg.
http://www.zeit.de/mobilitaet/2015-05/datenschutz-glaeserne-auto

Moderne Autos sind echte Datenschleudern. Sie erfassen und verschicken eine Unmenge zum Teil persönlichster Informationen über Fahrziel, Fahrstil, Telefondaten oder Kilometerstand. Und das im bislang weitgehend rechtsfreien Raum. Denn gesetzliche Bestimmungen über die Verwendung der Daten gibt es noch nicht. Das soll jetzt (der zeitliche Bezug ist, November 2015) eine Initiative des Automobil-Weltverbands FIA ändern.
„Bislang werden diese Informationen ohne Zustimmung und Wissen der meisten Fahrer verwendet“, …
Johann Grill, Leiter Verbraucherschutz beim ADAC und Vorsitzender in der FIA-Politikkommission, erklärt: „Der Autofahrer muss die Datenhoheit über seinen Pkw haben und selbst bestimmen können, ob und welche Daten er dem Hersteller zur Verfügung stellt. Außerdem muss er Dienstleistungen rund um die Fahrtüchtigkeit seines Pkw frei wählen dürfen.“
http://auto-presse.de/autonews.php?newsid=320041
Ein abstraktes Eigentum an Daten, das seinen Inhaber dazu berechtigt, alle anderen von der Nutzung seines Eigentums auszuschließen, kennt das deutsche Recht nicht.
„Meine Daten gehören mir“ – hat das Bundesverfassungsgericht bereits 1983 im Volkszählungsurteil als „Recht auf informationelle Selbstbestimmung“ festgestellt, dies gilt bis heute unverändert fort     (BVerfG, Urteil vom 15.12.1983, Az. 1 BvR 209/83).
Dabei ist die Sorge des Fahrers, zum Objekt der Datenschleuder Pkw zu werden, kein abstraktes Risiko, sondern ein ernstzunehmendes Thema, wie zwei Entscheidungen des OLG Hamm aus Juli 2015 zeigen (Beschlüsse vom 2.07. und 28.07.2015, Az. 28 U 46/15).
http://www.autoflotte.de/fm/5274/90013_2016_22_04_I_082-083_Recht_Kremer_80294_print.pdf
                                                                                                                                                                                                                 Im Streit, wem diese Daten gehören, wird eines gerne übersehen: Zur europäischen Menschenrechtskonvention gehört das Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens.

Berechtigte Sorgen zu der Datensammelwut
Daniel Suarez, ehemaliger Softwareentwickler und Berater für US-Unternehmen, der hierzulande bekannt wurde durch Romane wie „Daemon“, „Darknet“ und zuletzt „Kill Decision“, anwortete auf eine Frage der „Süddeutschen Zeitung“ zum Thema Prism: „Ich sage das jetzt nicht als Thriller-Autor, sondern weil ich 19 Jahre lang Big-Data-Systeme konzipiert habe: Die Leute sollten sich verdammte Sorgen machen.“ Big Data, das zeigen Prism und Tempora, bedient all diejenigen mit Argumenten, die immer davor gewarnt haben, dass die Analyse von Massendaten Teufelszeug sei und Bürgerrechte verletze.

…. ob BKA-Chef Ziercke so glücklich lag mit seiner Aussage, man habe mit der Verhaftung des „Autobahnschützen“ die Nadel im Heuhaufen gefunden. Keith Alexander, Director des Geheimdienstes NSA, bemühte das gleiche Bild. Er erklärte das ungenierte Sammeln von Massendaten allerdings so: Man brauche einen Heuhaufen, um die Nadel zu finden. Je größer die Datenmenge ist, die Behörden wie die NSA durchwühlen können, desto höher ist die Chance, Kriminelle zu finden. Das ist allerdings nichts anderes als eine Rechtfertigung für die Überwachung aller !!

Das seit 2005 in Memphis angewandte Programm „Blue C.R.U.S.H“ (Crime Reduction Utilizing Statistical History) hilft den Strafverfolgungsbehörden auszuloten, wann an welchem Ort gehäuft kriminelle Delikte stattfinden werden.
Von solch einer fast industrialisierten digitalen Schleppnetzfahndung ist es dann nicht mehr weit zur perfekten Vorhersage von Verbrechen.
http://www.computerwoche.de/a/problemfall-big-data,2546584

Der Albtraum des Science-Fiction-Thrillers „Minority Report“ aus Hollywood würde im Auto Wirklichkeit: Jemand wird bestraft, ohne dass er sich etwas hat zuschulden kommen lassen.    http://www.wiwo.de/technologie/auto/vernetzte-fahrzeuge-datensammlung-in-riesiger-grauzone/9647526-6.html

Der automatische SOS-Ruf ist eine der Lieblingsgeschichten für Befürworter des vernetzten Autos. Wer aber glaubt, dass die Datensammlerei des Autos dem Fahrer nur hilfreich sei, der irrt. Fakt ist, dass die verräterischen Spuren, die ein Auto hinterlässt, seinen Fahrer mühelos überführen können. Das Auto wird so zum Zeugen der Anklage.
‚Schließlich geht es im schlimmsten Fall auch um das Aussageverweigerungsrecht eines jeden Beschuldigten, das nicht von seinem elektronischen Beifahrer ausgehebelt werden darf.‘
https://www.holmez.de/2014/02/datenkraken-auto-oder-der-glaserne-autofahrer/

Die Zukunft hat schon begonnen.
Oder Georg Orwell hat recht mit seinem Buch, in dem er eine Welt der Dystopie beschreibt, der Titel ist ‚1984‘. Der große Bruder weiß alles.
Oder haben wir noch die Möglichkeit und Gelegenheit, Sand ins Getriebe der Logik von Big Data zu werfen.                                      Auch andere Strategieüberlegungen sind gerne willkommen.

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