Eine kleine Zeitreise
Was hat ein Christstollen mit Daten und der Datenproblematik zu tun?
Ein gestohlener Christstollen löste einen Datenskandal aus.
Beim schnellen Betrachten der zwei verschiedenen Begriffe, erst mal gar nichts.
Auch wenn man beginnt darüber nachzudenken, fällt dies nicht sofort auf.
Aber ebenso, wenn man sich mit den beiden Dingen länger befasst, sieht und erkennt man nicht, wie sie zusammenpassen. Wenn man sich die Mühe macht, ein paar Jahre zurück zu gehen stößt man auf ein Ergebnis im Jahr 2008.
Die Redaktion der Frankfurter Rundschau erhielt ein Paket mit Datenmaterial über Kreditkartenabrechnungen von 130 000 Kunden.
Unter anderem 907 Mikrofiches mit den Kreditkartenabrechnungen von Kunden der Landesbank Berlin (LBB). Aber auch Kreditkarten-Kunden des ADAC und des Internethändlers Amazon waren davon betroffen.
Die Redaktion der Frankfurter Rundschau stellte sich die Fragen, warum ist dies uns zugestellt worden? Was ist die Absicht, uns darüber zu informieren? Geht es um einen neuen Datenskandal? Gibt es Sicherheitslücken beim Umgang von sensiblen Datenunterlagen? Die hier aufgelisteten Fragen sind nicht abschließend benannt.
Die Redaktion der Frankfurter Rundschau stand vor der Situation, wie gehen wir damit um, was fangen wir damit an, wie sind die weiteren Schritte?
Der Erhalt des Paketes mit dem brisanten Material wurde schriftlich veröffentlicht. Eine übliche Recherche, so wie es in solchen Vorgängen meistens erfolgt, ist vorgenommen worden.
Das Unternehmen Atos Wordline hatte die Pakete an die LBB verschickt, nachdem die Daten für die Bank archiviert worden sind. Das Rätsel war nun, warum erhielt die Frankfurter Rundschau das Paket, obwohl sie nicht der eigentliche Empfänger war und sein sollte.
Verbunden wurde die Nachforschung mit der Fragestellung, welchen Weg das Paket, nach verlassen beim Absender, genommen hatte. Es stellte sich heraus, dass beim Transport und der Auslieferung des Paketes etwas Besonderes geschehen sein muss. Bei der Rückverfolgung des Ablaufes, welchen Weg das Paket genommen hatte, gab es Besonderheiten oder ungewöhnlich Ereignisse, wurden die Fahrer des Kurierdienstes GLS diesbezüglich gefragt.
Die Auskunft war, es gab keine besonderen Ereignisse. Später stellte sich heraus, die Fahrer hatten Hunger. Es wäre nicht so gravierend erwähnt zu werden, wenn sie zum Essen gegangen wären, wie es andere Fahrer gemacht hätten.
Aber.
Sie wussten, dass sie mehrere Päckchen Weihnachtstollen ausliefern sollten. Ihre Vermutung war, wenn ein Päckchen fehlt, das fällt doch gar nicht auf. Und nun, Sie öffneten ein Päckchen Christstollen, teilten ihn unter sich auf und aßen ihn. Jetzt bestand das Problem, dass ein Paket mit Christstollen zum Ausliefern zu wenig war. Was nun?
Sie kamen auf die Idee, ein anderes Päckchen um zu Etikettieren. Die Idee wurde zur Realität. Sie wussten nicht, was der Inhalt des umetikettierten Päckchens war. Somit erhielt das Päckchen für die LBB, das Etikett eines Christstollen-Pakets für die Frankfurter Rundschau.
Nun trat das ein, wie es zu Beginn beschrieben worden ist.
Die Folgen waren:
- Die Täter und Schuldigen erhielten ihre Strafen. Kündigung, Arbeitslosigkeit und ein Gerichtsurteil mit Strafgeldzahlungen. (einer 720 Euro, der Andere 960 Euro) Wie es sich herausstellte, ein sehr teurer Christstollen.
- Die Welt wurde eine kuriose Geschichte reicher.
- Die Welt hatte einen weiteren Skandal.
- Das Leben schrieb eine Geschichte mit Heiterkeit, bei der es schwer fällt sie sich auszudenken. (Aber ein Schmunzeln und Kopfschütteln.)
- War es Absicht genau dieses eine Paket zu vertauschen?
- Was sollte damit aufgedeckt werden?
- Oder alles nur Zufall?
- Eine andere Spekulation ist die, erhalten die Kurierfahrer so wenig Geld, dass es nicht zum Essen reicht? Mit der Folge von Mundraub.
- Die überraschende pikante Wendung des Falls nannte die Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft, „eine wahre Weihnachtsgeschichte“.