ARD-Mittagsmagazin: Fehlinformationen zum Thema elektronische Gesundheitskarte

Datenschutzrheinmain/ März 13, 2015/ alle Beiträge, Gesundheitsdatenschutz, Telematik-Infrastruktur/ 1Kommentare

Am 12.03.2015 hat sich das ARD-Mittagsmagazin dem Thema elektronische Gesundheitskarte (eGk)  gewidmet. Und hat dabei Fehlinformationen verbreitet. So war im Beitrag zu hören und ist auf der Homepage der ARD unter anderem nachzulesen: Pläne gehen dahin, künftig auch immer mehr Gesundheitsdaten auf der Karte zu hinterlegen, was bei Ärzten und Patienten auf Kritik stößt… Auf der Karte sind bisher nur einige personenbezogene Daten gespeichert: Name, Adresse, Geburtsdatum, Geschlecht und die Krankenkasse des Versicherten. Geplant ist eine umfassende Datenbank, in der die Krankheitsgeschichte des Patienten auf der Karte dokumentiert wird. Es sollen beispielsweise Arztbriefe, Notfalldaten, Allergien und Arzneimittel-Unverträglichkeiten als Zusatzinformationen hinzukommen. Auch bisher verschriebene Medikamente sollen auf der Karte gespeichert werden…“

Die eGk als USB-Stick, mit der alle PatientInnen ihre jeweiligen Gesundheits- / Krankheits-Daten mit sich führen und damit unter Kontrolle haben, wer davon Kenntnis erhält?

Das suggeriert die Information im ARD-Mittagsmagazin. Aber genau so ist es nicht!

Mit der Telematik-Infrastruktur ist beabsichtigt, einen im Grundsatz zentralen Datenpool zu schaffen, in dem alle Gesundheits- / Krankheits- und Versicherungs-Daten der Menschen eingehen, die sich auf dieses System einlassen. Die eGk selbst wird auf Grund ihrer technischen Spezifikationen auch künftig nicht in der Lage sein, die Krankheitsgeschichte des Patienten, Arztbriefe, Diagnosen, Röntgenbilder oder ähnliche Informationen zu speichern. Sie stellt lediglich einen Schlüssel dar, der Zugang zu den in der Telematik-Infrastruktur hinterlegten Daten ermöglicht.

Dass Journalisten Fehlinformationen aufsitzen und diese wissentlich oder unwissentlich verbreiten ist aus den unterschiedlichsten Feldern politischer Auseinandersetzungen bekannt. Nicht schön, aber in gewisser Weise unvermeidlich. Dass aber auch die sogenannten <Fachleute> Halbwahrheiten und/oder Fehlinformationen verbreiten, wird beim Blick auf die Homepage des Bundesgesundheitsministeriums  deutlich. Im „ABC zur Gesundheitskarte“ ist unter dem Stichwort „Daten“ zu lesen: Welche Daten werden auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert? Von Anfang an und für alle Versicherten verpflichtend enthält die elektronische Gesundheitskarte die Verwaltungsdaten der Versicherten, die sogenannten Versichertenstammdaten. Dies sind z.B. Name, Geburtsdatum, Anschrift, Geschlecht sowie Angaben zur Krankenversicherung, wie die Krankenversichertennummer und der Versichertenstatus (Mitglied, Familienversicherter oder Rentner). Zur Vermeidung von Missbrauch befindet sich auf der Vorderseite der elektronischen Gesundheitskarte ein Lichtbild. Die Speicherung von medizinischen Daten, die schrittweise realisiert wird, ist für den Versicherten freiwillig.“ Dies suggeriert unkundigen LeserInnen, dass auch medizinische Daten in ihrer Gesamtheit Platz auf der Karte finden würden.

Irrtümliche oder bewusste Fehlinformationen durch Politiker, die eigentlich Bescheid wissen müssten, gibt es bei Thema eGk immer wieder. So wurde unter der Überschrift „Probleme mit moderner Telematik“ am 28.01.2015 auf der Homepage des Dt. Bundestages über eine Sitzung des Bundestags-Ausschusses für Gesundheit berichtet. In der entsprechenden Pressemitteilung ist u. a. zu lesen: „Teil der digitalen Infrastruktur ist die neue elektronische Gesundheitskarte (eGK), die seit diesem Jahr verbindlich eingeführt worden ist. Inzwischen nutzen nach Auskunft der Experten fast alle Versicherten in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) die neue Karte mit Lichtbild, auf der künftig alle wichtigen Gesundheitsdaten gespeichert werden sollen.“

Wer will den JournalistInnen des ARD-Mittagsmagazins die Verbreitung von Fehlinformationen und Halbwahrheiten vorwerfen, wenn sie nur das wiedergeben, was sie von sogenannten Fachleuten hören oder lesen konnten?

Update: Nach Protesten von eGk-KritikerInnen hat der Sender inzwischen seine Berichterstattung korrigiert.

 

 

 

1 Kommentar

  1. Gut, die Medien verbreiten oft Unsinn bzgl eGK.
    Aber: Bisher macht es leider nicht den Eindruck, als ob eure Blogposts da weniger Unsinn bieten (zuletzt von mir gelesen: Eure Fehlinfos zu gemalto)

    Zum obigen Artikel:
    Da schreibt Ihr die Behautptung:
    „Mit der Telematik-Infrastruktur ist beabsichtigt, einen im Grundsatz zentralen Datenpool zu schaffen, in dem alle Gesundheits- / Krankheits- und Versicherungs-Daten der Menschen eingehen…“

    Bitte um genaue Beschreibung und Beleg mit Link, welche „zentralen Datenpools“ angeblich für die Telematik Infrastruktur geplant sind (und bitte da nicht mit Phantasieanwendungen wie „ePatientenakte“ kommen. Die ist nämlich noch mit keinem Wort spezifiziert.)
    Ich kenne in den TI Spezifikationen keine einzige geplante, zentrale Haltung medizinischer Patientendaten. Bin gespannt, as Ihr zu beuten habt..

    Zweitens: Die 1. medizinische Anwednug für die eGK, die sogar in konkreter Planung ist, sind die Notfalldaten auf Karte, sprich auf der eGK; eine weitere bereits in Planung befindliche Anwendung , AMTS, kümmert sich um Arzneimittel Unverträglichkeit u wird auch die Karte zur Speicherung benötigen.
    Was also genau schreibt Ihr da oben für eine Bürger-Desinformation???

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