„Sollen wir alle ihre Daten auf der #eGK speichern, oder soll der Notarzt wieder wegfahren?“

Adinfinitumfr/ September 13, 2015/ alle Beiträge, Gesundheitsdatenschutz, Telematik-Infrastruktur/ 0Kommentare

ENA statt eGkQuelle: Digitalcourage

Am 7. 9. 2015 veröffentlichte der Bitkom die Ergebnisse einer „repräsentativen Umfrage“, der gemäß die „Überwältigende Mehrheit der Bundesbürger [..] zusätzliche Funktionen der elektronischen Gesundheitskarte“ will.

Beispielsweise wird angeführt, dass „92 % der Befragten wollen, dass ihre Blutgruppe auf der eGK gespeichert werden soll„. Es stellt sich sofort die Frage, ob die Befragten auch über den mangelnden Sinn eines solches Unterfangens informiert wurden. Schließlich darf ein Arzt diese Information gar nicht verwenden, sondern ist angehalten, die Blutgruppe selbst zu bestimmen und dies gilt auch bei einem Noteinsatz. Wenn die Daten auf der Karte aufgrund eines Vertippers falsch sind und der Patient aufgrund einer fehlerhaften Transfusion verstirbt, hat er nämlich ein Problem.

Die Seriosität der Umfrage fällt jedoch mit der Art zu fragen zusammen. Laut Bitkom lautete die Frage: „Auf der elektronischen Gesundheitskarte können Daten gespeichert werden, damit Patienten im Notfall schnell behandelt werden können. Welche Daten sollte die Gesundheitskarte Ihrer Meinung nach enthalten?“. Oder, wie es Volker Berkout von den Piraten in einem Twitter-Beitrag formuliert: „Sollen wir alle ihre Daten auf der #eGK speichern, oder soll der Notarzt wieder wegfahren?

Für fast alle in der Umfrage angeführten Anwendungen der eGK (Blutgruppe, Medikamentenunverträglichkeiten, Allergien, chronischen Erkrankungen, vorhandene Implantate und Prothesen) gibt eine wesentliche funktionalere Lösung, den Europäischen Notfallausweis. Ein zusätzlicher Vorteil dieser Lösung ist, dass die Daten nicht aus der Ferne ausgelesen werden können, was das Missbrauchspotential erheblich senkt.

Fazit: Die Umfrage des Bitkom muss als interessengeleitete Aktion angesehen werden, die vor allem den Mitgliedern des Bitkom nutzen soll, die ihren Anteil am großen Kuchen des von Bundesgesundheitsminister Gröhe herbeivisionierten Marktes für die Gesundheitsbranche haben wollen. Im Gegensatz hierzu bin ich der Meinung, dass beim Thema Gesundheit die Prioritäten (wieder) richtig gesetzt sein sollen: Nicht die Wirtschaft sollte Vorrang haben, sondern der Mensch.

Links:

https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/%C3%9Cberw%C3%A4tigende-Mehrheit-der-Bundesb%C3%BCrger-will-zus%C3%A4tzliche-Funktionen-der-elektronischen-Gesundheitskarte.html

https://twitter.com/volkerberkhout/status/641251538049048576

https://digitalcourage.de/blog/2015/funktionaler-als-gesundheitskarte-ena-der-europaeische-notfallausweis

https://ddrm.de/2015/01/20/ehealth-gesetzentwurf-groehes-giftgelbe-seiten-der-%C2%A7-291e-sgb-v-e/

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