DIE WELT: „Patienten ohne neue Versichertenkarte müssen zahlen“ – eine Mischung aus Wahrheiten, Halbwahrheiten und Unwahrheiten!

Datenschutzrheinmain/ September 29, 2014/ alle Beiträge, Telematik-Infrastruktur/ 4Kommentare

Unter der Überschrift „Patienten ohne neue Versichertenkarte müssen zahlen“ (http://www.welt.de/finanzen/verbraucher/article131312059/Patienten-ohne-neue-Versichertenkarte-muessen-zahlen.html) wurde in der WELT vom 17.08.2014 wieder einmal die Mär verbreitet, dass all diejenigen, die sich der elektronischen Gesundheitskarte (eGk) verweigern ab 1. Januar 2015 beim Arztbesuch zu potentiellen Privatpatienten werden.

Aber es finden sich auch durchaus interessante Informationen in diesem Beitrag.

Beispiel 1 aus der WELT:
Immer noch sind es sechs bis acht Prozent der gesetzlich Versicherten, die keine neue Karte in Händen halten… „ Bei 69,9 Millionen gesetzlich Versicherter (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_gesetzlichen_Krankenkassen_in_Deutschland) würde das bedeuten, dass noch immer zwischen 4,4 und 5,6 Millionen Menschen keine eGk besitzen. Sicher wäre es eine Illusion anzunehmen , dass dies alles aktive und bewusste Gegner/innen der eGk und der damit verbundenen zentralen Datensammlung empfindlichster Gesundheitsdaten sind. Die Zahl wiederspricht aber Äußerungen von Bundesgesundheitsminister Gröhe, der am 11.08.2014 verlauten ließ: „…nachdem seit Ende des Jahres [Herr Gröhe meint hier wohl das Jahr 2013] die Versicherten mit der elektronischen Gesundheitskarte ausgestattet sind, muss es jetzt darum gehen, schnell Anwendungen zum Nutzen von Patientinnen und Patienten zu erreichen“ (Quelle: http://www.bmg.bund.de/ministerium/presse/interviews/gelber-dienst-110814.html).

Beispiel 2 aus der WELT:
„Auch wenn Krankenkassen gerne anderes verlauten: Auch ohne die elektronische Gesundheitskarte mit Lichtbild darf man weiterhin zum Arzt gehen und sich behandeln lassen. Nach der Verlängerung kann der Arzt jetzt sogar noch bis zum Jahreswechsel über die alte Versichertenkarte abrechnen. Selbst ganz ohne Karte kann sich der Versicherte behandeln lassen. Zehn Tage hat ein Patient Zeit für den Nachweis, dass er versichert ist. Ob er in dieser Zeit ein (altes oder neues) Versichertenkärtchen vorlegt oder ob er sich von seiner Kasse ein entsprechendes Papier über seine Kassenmitgliedschaft ausstellen lässt, ist egal.“

Fazit:

  1. Auch wenn die Überschrift im Beitrag der WELT sich liest wie eine von den Krankenkassen bestellte und bezahlte Anzeige: Es lohnt sich, genauer hinzugucken.
  2. Die Auseinandersetzung im die eGk ist auch nach dem 1. Januar 2015 noch nicht zu Ende. Denn noch immer sind es mindestens Zehntausende, die sich diesem Projekt aktiv entgegenstellen. Das sollte keine Gegnerin, kein Gegner der eGk vergessen, wenn es beim nächsten Arztbesuch Gehake und Gerangel gibt, wenn keine eGk vorgelegt wird.

4 Kommentare

  1. Hallo und vielen Dank für die Informationen.
    Ich habe gerade erst bei der BEK einen Behandlungsschein angefordert u. ohne Probleme innerhalb von zwei Tagen diesen postalisch zugesendet bekommen.

    Gruß von hier an alle, die sich weiterhin wehren.

  2. Danke für den Artikel, habe weiterhin keine eGK für die ganze Familie und werde Ende 2014 auf Behandlungsscheine umsteigen.

    Zudem sei hier jedem gesagt, dass sich die Krankenkassen ebenfalls Gesprächsleitfäden bedienen, die vorgeben, „es sei nur noch ein verschwindend geringer Teil“ ohne eGK und man müsse eh irgendwann wechseln.

    Die Wahrheit ist, dass die Krankenkassen versuchen, die „kritische Minderheitengröße“ zu erreichen und noch nicht nachweisen können (ggü. Gesetzgeber, Ärzteverbänden etc.).

    Würde mich nicht wundern, wenn gewisse Politiker später mit einem kleinen Mandat bei einem eGK-Unternehmen ausgestattet werden. So viel Lobbyarbeit will belohnt werden.

  3. Pingback: LabourNet Germany: Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch » DIE WELT: „Patienten ohne neue Versichertenkarte müssen zahlen“ – eine Mischung aus Wahrheiten, Halbwahrheiten und Unwahrheiten!

  4. Die Zahlen aus der Welt werden bestätigt durch eine Meldung auf der Homepage des Bundestags. Unter der Überschrift „Probleme mit neuer Gesundheitskarte“ vermeldet der Ausschuss für Gesundheit am 02. 07.2014 u. a.: „Die neue Elektronische Gesundheitskarte (eGK) wird noch immer nicht von allen Mitgliedern der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) genutzt. Rund sechs bis acht Prozent der Versicherten hätten nach wie vor ihre alte Gesundheitskarte, teilweise mit langer Gültigkeitsdauer bis 2020, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen … im Gesundheitsausschuss des Bundestages. Gleichwohl sei der ‚Rollout‘ der E-Card in vollem Gange, aber noch nicht vollständig abgeschlossen, sondern bei einem Status zwischen 91 und 93 Prozent. Viele Versicherte hätten immer noch keine neue Karte beantragt oder kein Foto eingeschickt. Manche schickten sogar irgendwelche Fantasiefotos ein, die dann nicht verwendet werden könnten. Ungeachtet der Probleme solle Anfang 2015 die Einführung der Karte komplett umgesetzt sein…“
    Quelle: http://www.bundestag.de/presse/hib/2014_07/-/286056
    Was sagt uns das: Wie sind als eGk-Verweigerer nicht allein! Dran denken, wenn es in der Arztpraxis mal klemmt oder böse Blicke und unfreundliche Worte gibt.

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