Deutsche Bahn AG: Mobilität für alle gewährleisten; günstig Bahnfahren auch weiter ohne Digitalzwang sicherstellen

WS/ Mai 25, 2024/ alle Beiträge, Grundrecht auf analoges Leben, Verbraucherdatenschutz/ 1Kommentare

Die BahnCard soll es künftig nicht mehr als physische Plastik-Karte geben, sondern nur noch rein digital auf dem Smartphone bzw. in der App „DB-Navigator“. Die vollständige Umstellung sei laut Deutsche Bahn AG (DB) für das zweite Halbjahr 2024 vorgesehen. Die DB begründet diesen Schritt mit Einsparung von Plastik sowie digitaler Affinität der BahnCard-Kundschaft, die zu 60 Prozent bereits das digitale Angebot nutzen würde.

Mit einem Offenen Brief fordert der Paritätische Gesamtverband gemeinsam mit 27 weiteren Verbänden die Deutsche Bahn auf, den analogen Zugang zur BahnCard zu gewährleisten.

Kern der Kritik: Der Plan der Deutsche Bahn AG, und ihren Plan, die Bahncard ab dem 9. Juni nur noch digital anzubieten. Das grenzt einen großen Teil der Bevölkerung aus, die das Internet nicht nutzen. Die Verbände stellen fest, dass mehr als drei Mio. Menschen in Deutschland kein Internet nutzen und daher auf analogen Zugang zu den Mobilitätsangeboten der Deutschen Bahn angewiesen sind. Bereits seit Oktober letzten Jahres wurde der Zugang zu Sparpreis-Tickets eingeschränkt: Am Schalter können diese nicht mehr ohne Angabe personenbezogener Daten, wie E-Mail-Adresse oder Mobilnummer, gekauft werden.

Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes erklärt dazu: „Wir fordern die Deutsche Bahn auf, Bahncard und Spartickets allen Menschen zugänglich zu machen – unabhängig davon, ob sie das Internet nutzen oder nicht.“

Den unterzeichnenden Organisationen geht es nicht darum, digitale Angebote gänzlich abzulehnen, wie sie betonen. Es gehe ihnen um die Ungleichbehandlung von On- und Offlinern, so Schneider: „Es kann nicht sein, dass Millionen Menschen, die aus welchen Gründen auch immer das Internet nicht nutzen wollen oder können, systematisch benachteiligt werden von der Deutschen Bahn.“ Die Bahn sei ein wichtiges Verkehrsmittel, das allen im gleichen Umfang zur Verfügung stehen sollte.

Kritik am Digitalzwang bei der DB kommt auch von der Verbraucherzentrale (vzbv): „Dass die Deutsche Bahn Kund:innen, die keinen digitalen Zugang haben, geradezu von Tarifvorteilen ausschließen will, ist ärgerlich… Mit der Ankündigung der Deutschen Bahn, die BahnCard nur noch digital anzubieten, werden Menschen ohne digitalen Zugang von der Rabattmöglichkeit ausgeschlossen. Ausgeschlossen werden auch Kund:innen, die sparsam mit ihren Daten umgehen und nicht überall ein Kundenkonto haben wollen. Wir fordern ganz klar: Die BahnCard muss für alle verfügbar sein. Der ersatzweise gültige Papierausdruck muss auch für Menschen ohne digitales Kundenkonto zugänglich sein, etwa, indem es im Reisezentrum ausgehändigt wird. Kostenlos versteht sich.“

 

1 Kommentar

  1. Aus der TAZ vom 26. Juni:

    Nach Angaben des statistischen Bundesamts waren 2023 gut 5 Prozent der Gesamtbevölkerung zwischen 16 und 74 Jahren noch nie im Internet – das ergibt rund 3,1 Millionen Offliner, die vom Mobilitätsrabatt der Bahn ausgeschlossen bleiben. VdK-Präsidentin Verena Bentele sagt, die Bahn müsse Wege anbieten, auch diesen Menschen günstigeres Reisen mit Bahncard zu ermöglichen. Die Bahn argumentiert damit, dass heute 90 Prozent aller Bahntickets online gebucht werden. Allerdings fehlt in dieser Rechnung: Menschen, die keinen Internetzugang oder keine Mailadresse haben, bekommen auch keinen Zugang zu den Rabatten der Bahncard.

    https://taz.de/!6016284/

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*